Die Idee von Pflege, alt-Sein, Krankheit, Tod
( bitte ein Haus weiter, es ist noch nicht an der Zeit..)
Jemand schaut..... wie ist das Wetter?
Was ist heute los?
Was ist heute dran?
Die Schau geht auch "nach innen". Das ist dem Menschen möglich und gegeben.
Das Außen ist noch da- doch man richtet den Blick auf Fragen, die sich irgendwo tief in uns plötzlich melden.
Gedanken steigen auf. Was wäre, wenn....?
Die Jugend nennt das "ab-checken".
Der Alte nennt es "ab-schätzen".
Wir umkreisen ein Gedankenfeld, stecken es ab, überprüfen es im Geiste und grenzen es ein. Auf diesem Feld kann alles erdacht werden. Wenn ich alt bin...wenn ich krank bin... wenn ich einen Unfall habe....wenn ich nicht mehr gut aussehe .......wenn die Wahrheit ans Licht kommt......wenn ich Hilfe brauche...wenn ich nicht mehr kann, wie ich will....?
Mancher Mensch hat seine eigene Form entwickelt, um "im hier und jetzt" zu sein....und verdrängt, was kommen könnte.
"Wat kütt, dat kütt - un hätt noch immer joot jejange", sagt der Kölsche Jung..
"Selbsterfüllende Prophezeihungen unerwünscht!", sagt der dem JETZT zugewandte Yoga-Fan.
"Schließen Sie eine Versicherung ab!", sagt der dem MORGEN zugeneigte Vorsorge-Fan.
"Schnee von GESTERN!" sagt der, der einmal war, was wir sind und zu dem geworden ist, was wir sein werden.
"Aber was ist, wenn es doch zu dir kommt?", fragt beharrlich die innere Stimme.
Wir leben in Gemeinschaft. Es ist für uns die einzig lebbare Alternative um zu verwirklichen, was alle vorgedachten Möglichkeiten beinhalten: jetzt leben, so wie es ist, mit allem, was wir gestern geworden sind, mit allem, was kommen mag, mit allem, was der Augenblick bereit hält. Mit allen Absagen und Zusagen. Jetzt hier sein und sich verlassen: es ist immer jemand da, der reinkommt. Immer jemand, der rausgeht, etwas mitnimmt - und etwas anderes wieder bringt. Ein Besuch, der mir unsympathisch ist? Diesem Gefühl in mir Raum zu geben, es ehrlich zulassen, es entwickeln - um es zu überwinden, zu verwandeln- das kannte ich noch gar nicht! Finde ihn jetzt doch sehr nett! Bereichernd! (....kommt er wieder??) Manche Sache traut man sich im Alter - weil es nichts mehr zu verlieren gilt. "Wenn du JA meinst, sag Ja!, singt Cat Stevens. Harold &Maud sind erfunden? Mag sein, aber es gibt sie wirklich. Und die Songs, die sie singen, machen nicht wenige von uns glücklich.
Versorgung ist ein Thema - na klar! Aber ist das alles? Geht es wirklich nur darum, gut betreut zu sein? Jemanden zu haben, der einem Tag und Nacht "Wünsche erfüllt"- um heimlich seine Freiheit zu erwarten?
Ist jemand da, der zu mir hält, der eine Idee hat, der mir zuhört, mir hilft, mich versteht, mir den Spiegel vorhält, mir einen Ausweg, eine andere Perspektive aufzeigt?Ist jemand da, der mit mir Sachen aussortiert, meine jetzige Situation überdenkt, mein neues Bett aufbaut, mir hilft, alte liebgewonnene Dinge zu verabschieden?
Wir sagen: das LebensGefühl geht allem voran.
Es ist nicht schlimm, wenn Dinge schief gehen. Ich heule und die Welt geht unter... und down under wieder auf. Es ist nicht schlimm, wenn heute schon früh der Tag beginnt und morgen spät.Wenn Sommer ist und man nachts noch im Hof sitzt- und dem "Bescheuerten" zusieht, der versucht, Glühwürmchen mit dem neumodischen Handy in ein Foto zu bannen - statt Sterne zu zählen. Es ist schön, wenn es regnet- und man sich ab Mittag schon einkuscheln kann. Sowieso nichts vorhabend....die Welt findet heute mal draußen statt. Es ist bizarr, wenn zwei Menschen am Tisch über ein Geburtshoroskop sprechen - da habe ich noch nie etwas davon gehört! Nein? Weshalb nicht Neues ausprobieren, neue Sichtweisen, neue Aspekte kennenlernen? Die Jugend holt den Laptop hervor - installiert ihn und berichtet währenddessen vom Event-Labyrinth....so sieht also heute eine Geburtstagsparty mit Kartoffelsalat aus? Derweil darf gestaunt werden: es regnet rote Rosen und der Bildschirm gibt den Blick frei auf Hildegard Kneef. Das waren Zeiten! Weshalb nicht heute einen Apfelbaum pflanzen, wie Luther sagt, auch wenn ich morgen sterbe? Ob mit Demenz oder ohne: das Lebensgefühl ist da.
Was man wissen muss, (so schön es IST): Diese Lebensform bedingt Verzicht. Verzicht auf allein-sein, Verzicht auf alles-können, Verzicht auf Eigenbrödelei, Verzicht auf manch eigene Sache.
Mach´ ein Feuer an.Hier sind wir auf Leben eingestellt - einschließlich allen Leids, einschließlich allen Sterbens. Der Tod ist immer da - und immer möglich - doch ist er kein Schreckgespenst am Ende eines Weges. Und kein Tabu-Thema. Wenn es so kommt, dass ein Abschied dran ist, der dich aus der Mitte aller vergänglichen Formen abberuft, tragen wir dich: zusammen.
Verneigung vor dem Leben bedeutet: der Tod ist mitten unter uns. "Lachenden Munds", sagt Rilke.
Wer einmal ein Altenheim besucht hat, weiss, dass es schwer ist, dem Tod dort wirk-lich zu begegnen. Es scheint, als ob es keine anderen Leben mehr gäbe als eben diese zwei: eines drinnen und eines draußen. Eines als "Junger" und eines als "Alter". Eines "vorher" und eines "jetzt".
Wo jedoch finde ich das, was ich BIN?
Wo finde ich etwas, das noch kommt?
Wie stelle ich mir die Zukunft vor, wenn ich sterbe? Und wem kann ich dies erzählen, mit wem kann ich nachdenken, darüber rätseln?
"Hier kann ich nicht mehr raus" sagt ein Mensch, der sich abgefunden hat. Ich treffe ihn auf einem Flur eines Altenheims. Er gibt mir Schmerz, Ratlosigkeit und den Impuls zur Änderung mit auf den Weg. Danke dafür.
Wir können uns nicht abfinden mit der Idee, dass einer von uns nicht mehr dazugehört.
Dass einer von uns nichts mehr zu sagen hat - wenn er nicht mehr spricht.
Dass einer von uns keine grosse Bereicherung sein könnte - auch wenn er Windeln tragen muss.
Vielleicht ist es eine Illusion.
Vielleicht ist es Spinnerei.
Über-EIN-Stimmung.....
Vielleicht ist es eine Möglichkeit, der Verwirklichung eine Chance zu geben: das Leben zusammen führen in dem Wissen, Teil der ganzen Herrlichkeit zu sein.
Wen der Himmel retten will, den schützt er durch die Liebe, sagt Laotse.
"Für immer und bis ans Ende...." - ist es nicht genau dies, was unser Herz hören möchte?